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6 Wochen auf zwei Rädern

Ein Gastbeitrag von Marielle Rüppel

 

Von Karlsruhe kann man mit dem Auto in 2-3 Stunden nach Basel fahren. Warum nicht dieselbe Strecke jedoch auch in guten fünf Tagen mit dem Fahrrad erleben und dabei viele schöne Orte am Rhein entdecken, wie das Naturschutzgebiet Tauber-Gießen-Tal nahe Rust?

 

Das haben mein Freund und ich dieses Jahr gemacht, und sind anschließend noch einmal um den Bodensee, über Ravensburg und Ulm nach Stuttgart, dann den Neckar entlang über Tübingen und Horb in den Schwarzwald, um dann der „Tour de Murg“ zurück bis Karlsruhe zu folgen.

 

 

Lange vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatten wir eine 6-monatige Radreise durch ganz Frankreich geplant, die wir dann leider absagen mussten. Von Juli bis August waren wir dann doch 6 Wochen unterwegs, vor allem durch Baden-Württemberg, allerdings mit Abstechern nach Frankreich, Österreich und die Schweiz (am Bodensee) sowie nach Hessen und Rheinland-Pfalz. Insgesamt haben wir vermutlich rund 1000km zurückgelegt. Es war eine tolle Erfahrung, so unabhängig unterwegs zu sein, mit der Sonne aufzustehen und schlafen zu gehen, an jedem schönen Ort Halt machen zu können und liebe Leute nach langer Zeit wiederzusehen. Wir haben es auch genossen, den ganzen Tag an der frischen Luft zu sein, und in der Natur von Mirabellen, Brombeeren oder Fallobst-Äpfeln beschenkt zu werden.

 

 

Start und Ziel

 

Zufälligerweise haben wir durch ganz Baden-Württemberg verstreut Verwandte und Freund*innen, sodass wir zwischendrin erholsame Besuche machen konnten. Zu Beginn haben wir erst noch Verwandte in der Pfalz besucht, und mussten feststellen, dass es sich mit einigen Kilo Gepäck die Weinberge hoch und runter nicht so leichtfüßig fährt wie im flachen Karlsruhe. Und wir dachten, viel Radfahren gewöhnt zu sein! Doch ob man 7km oder 70km am Tag fährt, macht tatsächlich einen Unterschied. Obwohl wir ein Zelt dabei hatten, haben wir bei dem sommerlichen Wetter viel unter freiem Himmel geschlafen. Die Mücken beim Einschlafen waren zwar lästig, doch wurden wir mit sternenklaren Nächsten belohnt und am nächsten Morgen von zauberhaften Sonnenaufgängen geweckt.

 

 

Ganz unterschiedliche erlebten wir die Flüsse Rhein, Neckar, Donau und Murg. Neben dem Rhein, der vor knapp 200 Jahren vom Karlsruher Ingenieur Tulla begradigt wurde und vielbefahren ist, führte fast schnurgerade der Radweg auf dem Damm entlang. Neckar und Murg hingegen werden nicht für Schifffahrtsverkehr genutzt und waren folglich viel naturbelassener, gesäumt von blühenden Auenlandschaften. Immerhin werden inzwischen auch rund um den Rhein wieder Überschwemmungsgebiete und Auen eingerichtet, um wieder neue Lebensräume zu schaffen und Artenvielfalt zu fördern. Besonders gefallen hat uns der Bodensee, der aus jeder Perspektive anders aussah, meist jedoch mit Aussicht auf die Alpen im Hintergrund. Als Auftakt hierzu genossen wir mit den Rheinfällen bei Schaffhausen das faszinierende Naturspektakel brausender Wassermassen im Abendlicht.

 

 

Das langsame Reisen mit dem Rad war viel entspannter als ein Urlaub, bei dem es nur darum geht, schnell als Ziel zu kommen. Denn es erlaubt, die Umgebung auf dem Weg intensiver wahrzunehmen, zu erleben und zu genießen.

Marielles Fazit: Man muss das Rad nicht neu erfinden – nur häufiger benutzen!

 

 

Unser Fazit: Marielle und ihr Freund zeigen wie schön es sein kann, die eigene Heimat neu zu erkunden. Der Trend des Kurzurlaubes mit dem Billigflieger hat durch Corona einen Halt gemacht und ermöglicht uns den Fokus wieder auf unsere Heimatgebiete zu richten. Vor allem Radtouren in der Natur schenken ein besonderes Freiheitsgefühl. Regionaler Tourismus schont die Umwelt, stärkt das Verbundenheitsgefühl zur heimatlichen Natur und ist häufiger erholsamer als 2 vollgepackte Tage Barcelona ;)

 

Weiterführende Links für Interessierte

Arte-Doku zur Rheinbegradigung unter Tulla (noch bis 12.11. in der Mediathek)

 

Radtouren rund um den Bodensee

 

Tour de Murg

Kontakt

Sarah Meyer-Soylu

sarah.meyer@kit.edu  |  +49 721 608-23993

 

Eva Wendeberg

eva.wendeberg@kit.edu  |  +49 721 608-24841

 

 

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